Radio Melodie - Heimatfunk in Bayern
Mit Radio Melodie startete am 14. Oktober 1991 bei den Münchner Medientagen das erste Spartenprogramm für Volksmusik. Die Pläne für den neuen Sender, mit Sitz in Straubing (Niederbayern), reiften mehrere Jahre heran. Bisher wurden im nationalen, regionalen und selbst im lokalen privaten Hörfunkgeschäft die Freunde der Volks- und volkstümlichen Musik vernachlässigt. Radio Melodie setzte von Anfang an seinen Programmschwerpunkt auf die immer beliebter werdende Volksmusik und stellt damit eine echte Alternative im Programmangebot, sowohl öffentlich-rechtlicher, als auch privater Rundfunkstationen dar. Im Wortprogramm konzentriert sich der "Heimatfunk aus Bayern" auf bayerische Kultur und Tradition, sowie aktuelle Berichterstattung aus dem Freistaat. "Was im bayerischen Landtag besprochen wird, ist für uns interessanter als die Themen aus dem Bundestag", meint Rita Hohn, die Leiterin der Wortredaktion. "Aber vor allem über das althergebrachte Brauchtum und das typische Bayerische kann man bei uns hören".
Die stündlichen Nachrichten werden von dem Mantelanbieter BLR bezogen, weitere überregionale interessante Beiträge kauft man von bayerischen Lokalstationen ein. Menschen und Ereignisse in Bayern stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung. So werden zum Beispiel jeden Tag bayerische Orte besucht, interessante Menschen vorgestellt oder Höhepunkte aus dem sportlichen Bereich präsentiert. Selbstverständlich werden auch die Interpreten der Volksmusik und der volkstümlichen Musik vorgestellt.
Das Programm von Radio Melodie findet aber trotzdem, oder gerade deswegen auch großen Anklang nördlich des Weißwurst-Äquators. "Unseren Hörern in Bremen und Bochum bringen wir über Kabel und Satellit sozusagen ihr liebstes Urlaubsziel direkt ins Wohnzimmer", sagt Studioleiter Thomas von Seckendorff, der sich besonders darüber freut, dass Radio Melodie von seinen Hörern als "schönste und beste Visitenkarte Bayerns" bezeichnet wird.
Das Team von Radio Melodie (1993). Bild oben: Rita Hohn und Frühsendungs-Moderator Rudi Kirschner.
Das Programm spricht gerade auch ältere Menschen an, eine Zielgruppe, die die meisten Sender vernachlässigen. Die positive Grundeinstellung, die nicht nur in der Musik, sondern auch im Wortprogramm zum Ausdruck kommt, bietet besonders für Menschen, die sich alleine fühlen, mit Krankheit oder Verlust von Angehörigen zu kämpfen haben, ein attraktives Angebot. "Das hat nichts mit einer rosa Brille oder heiler Welt zu tun", sagt der Studioleiter, "sondern mit dem bekannten Unterschied zwischen Optimisten und Pessimisten. Für uns ist das Glas eben erst halb voll, wenn andere es schon halb leer sehen".
Radio Melodie serviert rund um die Uhr weiß-blaue Musik, Blasmusik, Stubnmusi und Dreigesang; aber auch die volkstümliche Musik und der bayerische Schlager haben hier ihren Platz. Das Naabtalduo, die Kastelruther Spatzen, Patrick Lindner und das Tegernseer Alpenquintett hört man aus Straubing ebenso wie Sepp Eibl, Rudio Knabl, die Hammerauer Musikanten, das Toni Goth Ensemble, das Nockalmquintett und die Zillertaler Schürzenjäger.
Während die Musikauswahl also durchaus traditionell ist, geht man in den Studios neue Wege und verzichtet nicht auf die Vorteile der modernen Technik. Das Musikprogramm wird 24 Stunden am Tag von einer computergestützten Sendeautomation in reiner CD-Qualität eingespielt. Werbespots und Jingles werden von der EDV erfasst, digitalisiert und sind auf die Zehntelsekunde genau verfügbar. Das Musikarchiv des Senders ist auf Videobändern digitalisiert abgespeichert; durch SMPTE-Codierung ist so jeder Titel zur gewünschten Zeit abrufbar. Der Moderator hat auf dem Studio-Bildschirm alle für ihn notwendigen Informationen über die Titel zur Verfügung, er kann jederzeit in den Sendeablauf eingreifen. Dank der modernen Technik wird den Moderatoren ein großer Teil des Stresses im Selbstfahrerstudio abgenommen, so dass sie sich ganz auf ihrer Hörer konzentrieren können.
Andreas Kramer
Fotos: © Radio Melodie
Aus RADIOJournal 8/1993
• Radio Melodie stellte aus wirtschaftlichen Gründen seinen Betrieb am 31. März 2008 ein. Einige der langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter starteten daraufhin das Nachfolgeprojekt Radio Heimatmelodie als Webradio: www.radio-heimatmelodie.de
• Radio Melodie, der Heimatfunk mit Herz, hat seine Geschäftsräume von Straubing nach München verlegt. Die vielen zukunftsweisenden Projekte des Senders wie zum Beispiel die Teilnahme an den DAB-Pilotprojekten Bayern und Berlin machten eine zentralere und verkehrsgünstigere Lage des Standortes notwendig. In der Isarmetropole hat Radio Melodie einen Teil des sogenannten Gerber-Hauses bezogen. Studioleiter ist Thomas von Seckendorff. Außerdem hat der Volksmusiksender in München eines der modernsten volldigitalen Hörfunkstudios eingerichtet, das alle Möglichkeiten der Automation bietet. Ab Mitte 1996 wird Radio Melodie mit dem Hörerclub den engen Kontakt zu den Hörern weiter optimieren. (RADIOJournal 3/1996)
• Rita Hohn hat die Studioleitung von Radio Melodie aufgegeben und sich als Fernsehautorin und Journalistin mit einem kleinen Team selbständig gemacht. Ihre kreative Redaktionsmannschaft konzipiert Ideen für neue Sendeformate und schreibt Dialogdrehbücher. Darüber hinaus übernehmen Rita Hohn und Team Redaktion und Recherche für Fernsehproduktionen und wollen künftig auch verstärkt in den Bereichen Fernsehdokumentation und Reportagen tätig sein. (RADIOJournal 3/1996)
• Seit 15. September 1997 zeigt sich Radio Melodie, der Heimatfunk mit Herz, in neuem Gewand. Als Reaktion auf die MA '97 wird sich das Kabelprogramm in Zukunft noch mehr auf seine Stärken Volksmusik, Heimatverbundenheit und Hörerbindung konzentrieren. Neue Jingles und Stations-IDs, Anzeigen und Eventpromotions begleiten die programmlichen Maßnahmen. Die Ergebnisse einer von Radio Melodie durchgeführten Hörerbefragung haben gezeigt, wie groß der Bedarf an instrumentaler Musik ist. Die wichtigste Neuerung im Wortbereich ist die Wiedereinführung von regelmäßigen Nachrichtensendungen. Außerdem werden feste Sendeplätze für Spezialsendungen wie Neuvorstellungen oder Wunschkonzerte geschaffen. Die Mittagssendung heißt jetzt »Ohrenschmaus« (bisher »Bayernreport«) und die Nachmittagssendung »Bei uns daheim« (statt »Daheim in Bayern«). (RADIOJournal 10/1997)
• Am 18. Oktober 1998 ging im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN die UKW-Frequenz 104,0 MHz für Radio Melodie on air. Das volkstümliche Hörfunk-Programm zur Pflege bayerischer Tradition und Kultur hat mit der terrestrischen Stützfrequenz in München nun auch dort einen festen Platz in der Radiolandschaft bekommen. (RADIOJournal 11/1998)
• Der weiß-blaue Volksmusiksender Radio Melodie zog im April in neue Räume. Über den Dächern von München-Fröttmaning leuchtet jetzt das Radio Melodie-Logo den Münchnern, die auf der A9 (Autobahn Nürnberg-München) in die Landeshauptstadt hineinfahren, entgegen. Drei moderne digitale Studios (eines davon speziell für DAB) befinden sich unterhalb der neuen Leuchtschrift. Am 15. April wurde Hubertus Klingsbögl neuer Programmchef, der zuletzt internationale Erfahrung bei Radio L im Fürstentum Liechtenstein gesammelt hat. (RADIOJournal 5/1999)
•
Seit Anfang Januar präsentiert Prof. Hademar Bankhofer
(Mitte), Autor von fast 50 Gesundheitsbüchern und Moderator mehrerer
TVGesundheitssendungen, jeden Sonntag auf Radio Melodie die neue
Sendung »Gesund und vital mit Radio Melodie«. Thematischer
Schwerpunkt soll keineswegs eine oberlehrerhafte Darstellung
komplizierter Zusammenhänge sein, sondern vielmehr eine bunte
Mischung alltäglicher Gesundheitstips und Antworten auf Fragen zu
typischen Befindlichkeitsstörungen. Im Bild: Geschäftsführer Thomas
von Seckendorff (rechts) und Programmleiter Hubertus Klingsbögel
(links).
Foto: © Radio Melodie (Karlheinz Beranek)
(RADIOJournal 2/2000)
• 2006 feierte der "Heimatfunk mit Herz" sein 15-jähriges Senderjubiläum. Thomas von Seckendorff ist zusammen mit Willi Schreiner Geschäftsführer des Senders.