Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Saarländischer Rundfunk:
Mittelwellensender Heusweiler

Am Standort Heusweiler betreibt der Saarländische Rundfunk einen der leistungsstärksten Mittelwellensender Deutschlands. 1200 Kilowatt Senderausgangsleistung am Tage und 600 Kilowatt in der Nacht sorgten dafür, dass das erste Hörfunkprogramm - die Europawelle Saar - ihrem Namen gerecht werden konnte.

Die Frequenz 1422 kHz am oberen Ende des Mittelwellenbereiches hatte hinsichtlich der Reichweite schon fast Kurzwelleneigenschaften. Empfangsberichte aus mehreren tausend Kilometern Entfernung waren keine Seltenheit. Bei deutschsprachigen Feriengästen in den europäischen Ländern gehörte der Mittelwellensender Heusweiler zu den beliebtesten Urlaubssendern.

Die vorhandenen Sendeanlagen großer Leistung wurden in den Jahren 1972 und 1973 aufgebaut. Das Betriebssystem besteht aus zwei 600 Kilowatt-Sendern, die über ein Parallelschaltnetzwerk zusammengeschaltet werden können und mit einer Leistung von 1200 Kilowatt eine Richtantenne speisen. Die beiden jeweils 120 Meter hohen Masten der Richtantenne bilden ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Gemeinde Heusweiler.

Damit der Sender bei Netzausfällen seinen Betrieb aufrecht erhalten kann, verfügt die Station über eine eigene Notstromanlage. Ein Generator, der von einem Schiffsmotor mit einer Leistung von 810 PS angetrieben wird, kann im Notfall eine elektrische Leistung von 550 Kilowatt erzeugen.

Zur Erzeugung einer Hochfrequenzleistung von 1,2 Millionen Watt ist ein Mehrfaches an elektrischer Energie notwendig; die ständig steigenden Stromkosten waren schon immer ein nicht unbedeutender Posten im Betriebshaushalt des Saarländischen Rundfunks. In der Technischen Direktion hat man daher stets nach Möglichkeiten gesucht, Energiekosten einzusparen ohne die Reichweite des Senders zu verringern. So konnte im Juni 1988 eine modulationsabhängige Trägersteuerung in Betrieb genommen werden, die etwa 35 Prozent der notwendigen elektrischen Energie einspart.

Schon seit über einem Jahrzehnt wird die in den Sendern anfallende Abwärme zur Heizung der Schwimmbecken und des Brauchwassers des in unmittelbarer Nähe gelegenen Hallen- und Freibades Heusweiler genutzt. In einem Wärmetauscher wird dem von den Senderöhren kommenden Wasserdampf Abwärme entzogen und über eine Fernheizung dem Schwimmbad zugeführt. Das abgekühlte Wasser fließt dann wieder in den Wärmetauscher am Sender zurück.

Angesichts gestiegener Qualitätsmaßstäbe im Audiobereich ist man bemüht, auch der Mittelwelle mit ihrer faszinierenden Eigenschaft der großen Reichweite durch Verbesserungen mehr Attraktivität zu verschaffen. So liefen seit Mitte des Jahres [1990] bei verschiedenen Sendern der ARD Betriebsversuche mit erhöhter Tonfrequenzbandbreite, an denen auch der Saarländische Rundfunk mit seinem Mittelwellensender Heusweiler teilnahm.

Bilder (von oben): Mittelwellensender Heusweiler 1936 und 1990 auf Postkarten, die vom Saarländischen Rundfunk verschickt wurden; QSL-Karte für Empfangsberichte (Funkhaus Halberg) aus dem Jahr 1971.

Fotos: © SR
www.sr-online.de

Aus Radio-Skala 9/1990

• SR 1 Europawelle wurde von 1973 bis 1994 über den MW-Sender Heusweiler abgestrahlt. Heute ist das Programm nur noch auf UKW zu hören. Seit 1.1.1995 benutzt der Deutschlandfunk die Mittelwelle 1422 kHz. Die Sendeleistung beträgt durchgehend 600 Kilowatt. Die zur Zeit genutzten zwei 600 Kilowatt Thomcast Sender sollen durch zwei 400 kW-Sender von Transradio ersetzt werden. Am östlichen 120 Meter Strahlermast wurde bereits eine DRM-Modifizierung vorgenommen.