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Branchen-Magazin
für Radio und neue Medien

Webausgabe 11-12/2023


Foto: © ORF/D-K/Nina Rechnitzer

Anna Felnhofer gewinnt Deutschlandfunk-Preis
Für den Text “Fische fangen” ist die österreichische Autorin Anna Felnhofer beim Wettlesen in Klagenfurt mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet worden. In “Fische fangen” beschreibt Felnhofer einen Schulhof als Tatort: Geschildert wird ein 17-Jähriger, der in der Schule verprügelt wird, der gesichtsblind ist und daher seine Mitschüler genauso wenig erkennt wie seine Peiniger oder seine Mutter. In Klagenfurt las Anna Felnhofer auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant.
In ihrer Laudatio sagte Schwens-Harrant: “‘Hier ist immer Gewalt, hier ist immer Kampf’, nannte es Tanja Maljartschuk (...) in ihrer Klagenfurter Rede zur Literatur. Anna Felnhofer erzählt das. Und zeigt, dass Literatur, dass Sprache Machtmechanismen offenlegen kann. Sie folgt damit auch Ingeborg Bachmann, die sprachliche Tiefbohrungen zu struktureller Gewalt und Todesarten unternommen hat. Was für ein Text! Selten wird so eindringlich die Frage gestellt: was ist der Mensch? Wie wird er Mensch?”
Anna Felnhofer lebt in Wien. Sie ist Wissenschaftlerin, Klinische Psychologin, Gründerin und Leiterin des Pediatric Virtual Reality Labors an der MedUni Wien.
Der mit 12.500 Euro dotierte Deutschlandfunk-Preis ist die zweithöchste Auszeichnung bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur. Stefan Raue, Intendant von Deutschlandradio, übergab im ORF-Studio Klagenfurt den Preis. Der Deutschlandfunk-Preis wird seit 2017 vergeben. www.deutschlandfunk.de
https://bachmannpreis.orf.at

Fabulix-Publikumspreis für KiKA-Koproduktion
“Krakonos Geheimnis” (KiKA) ist inspiriert von den Geschichten rund um Rübezahl, den Berggeist des Riesengebirges. Der Märchenfilm ist eine Koproduktion von Ceská televize, DNA Production, TV JOJ und KiKA unter Regie von Peter Bebjak. Verantwortlicher Redakteur bei KiKA ist Stefan Pfäffle. Auf dem 3. Internationalen Märchenfestival Fabulix feierte der Film seine Deutschlandpremiere im Erzgebirge. Am Wochenende 8. Juli gewann “Krakonos Geheimnis” zudem den Publikumspreis des Festivals, der per Voting vergeben wurde. Regisseur Peter Bebjak nahm den Preis entgegen. Veranstalter von Fabulix ist die Stadt Annaberg-Buchholz.
Zum Inhalt: Der neue Schlossbesitzer Stefan (Jakub Prachar) und seine geldgierige Verlobte Blanka (Dominika Morávková-Zeleníková) wollen den Schatz des Waldgeistes Krakonos (David Svehlík). Verkleidet führt Krakonos Stefan und seine Kumpane in die Höhle mit dem Schatz und verzaubert Stefan in einen Raben, als der mehr Edelsteine an sich nimmt als abgemacht war. Die junge Liduska aus dem nahegelegenen Dorf (Leona Sklenicková) ist in Stepans Bruder Adam (Jan Nedbal) verliebt. Sie versucht Krakonos zu besänftigen, damit nicht auch ihm etwas Schlimmes zustößt.
“Krakonos Geheimnis” steht auf www.kika.de und im KiKA-Player mit Untertiteln und als Audiodeskription-Fassung zur Verfügung. “KiKA für Eltern” bietet einen Steckbrief mit allen Informationen zum Märchen sowie einem Interview mit Redakteur Stefan Pfäffle.


Foto: © ZDF/ORF/Johannes Puch

Für ihren Text “Das Alphabet der sexualisierten Gewalt” erhielt die Schweizerin Laura Leupi am 2. Juli den mit 7. 500 Euro dotierten 3sat-Preis. Der 3sat-Preis wurde im Rahmen der “47. Tagen der deutschsprachigen Literatur” vergeben. “Eindringlich und eindrücklich, schonungslos und aufrichtig, mutig und klug greift sie ein brennendes Thema auf und nähert sich ihm auf vielen Wegen und vielen verschiedenen Formen”, begründet der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle, der in diesem Jahr zum ersten Mal in der siebenköpfigen Jury um den Ingeborg-Bachmann-Preis saß, die Entscheidung. “Sie fächert es auf in einer alphabetischen Struktur, die ein weites Netz an Bezügen herstellt, für die Folgen eines Missbrauchs, der keinen Gebrauch implizieren kann, in literarisch bezwingenden, szenischen Miniaturen und reflektiert sexualisierte Gewalt in essayistischen und statistischen Einschüben. Es ist der Versuch, einem Geschehen eine erzählerische Form zu geben, das an die Grenzen der Sagbarkeit stößt oder überhaupt jenseits davon liegt. Und es ist der Versuch, ein großes Schweigen gerade nicht zu brechen, sondern in seiner tosenden Stille hörbar zu machen.” Laura Leupis Text sei das Gegenteil einer Storyline, er sei eine Suchbewegung, die Spuren liest und Spuren hinterlässt. Sie habe Jury und Publikum in Klagenfurt gleichermaßen überzeugt und mit ihrem Text und ihrer Performance “Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ begeistert, so Thomas Strässle.
Die 3sat-Preisträgerin Laura Leupi wurde 1996 in Zürich geboren. Sie arbeitet als Kulturjournalistin und fürs Theater, schreibt Prosa- und Performancetexte, auch in verschiedenen Kollektiven.
Bild: Karin Bernhard (ORF Kärnten, Landesdirektorin), Laura Leupi (Preisträgerin), Thomas Stressle (Juror). www.3sat.de

Hörfilmpreis für ZDF-Serie
Die ZDF-Miniserie “Gestern waren wir noch Kinder” ist mit dem Hörfilmpreis “ADele” des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV) in Berlin für die “herausragende Audiodeskription” ausgezeichnet worden. Die Serie handelt von einer scheinbaren Bilderbuchfamilie, deren Welt zusammenbricht, als der Vater plötzlich seine Frau tötet.
“Die Audiodeskription der Serie vermittelt dem Publikum glaubhaft und nachvollziehbar die urplötzliche Zerstörung einer gutsituierten, harmonischen Familie. Eine besondere Herausforderung für das AD-Team waren die zwei Erzählstränge, aus der Sicht der ältesten Tochter und aus der des Vaters, die den weiteren Verlauf der Geschichte entfalten. Der Hörfilmfassung gelingt es, die komplex organisierten Rückblenden, die die beiden Stränge miteinander verknüpfen, präzise und temporeich zugänglich zu m-chen. So schöpft sie das ganze dramatische Potential der vielschichtigen Figuren aus und ermöglicht den Hörenden jederzeit den vollen Genuss des raffinierten Spannungsaufbaus”, begründete die Jury ihre Entscheidung. Die Audiodeskription wurde umgesetzt für das ZDF von der Deutschen Hörfilm gGmbH. In der ZDFmediathek ist die von Natalie Scharf geschriebene und produzierte Serie bis zum 29. Dezember 2023 verfügbar. www.zdf.de


Foto: © KiKA/Oliver Ziebe

In der Kategorie “Kinder- und Jugendfilm” wurde die erste Staffel der KiKA-Koproduktion “Die Schlümpfe” (KiKA) von der Jury des Deutschen Hörfilmpreises als beste Audiodeskription ausgezeichnet. Der Deutsche Hörfilmpreis, vergeben vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), zeichnet seit 2002 herausragende Hörfilme sowie Projekte, die das barrierefreie Filmerlebnis fördern, aus. Die Fachjury würdigt bei der Hörfilmfassung von “Die Schlümpfe”, dass vor allem die kindgerechte Sprache blinden und sehbehinderten Kindern eine sichere Orientierung im Geschehen bietet. Lebendig und gut beschrieben, vermittelt die Audiodeskription wichtige Informationen, um der Handlung gut folgen zu können. “Die Schlümpfe” ist eine internationale Koproduktion von Peyo Productions, Belgien, mit dem französischen Sender TF1, den belgischen Sendern Ketnet und RTBF/OUFtivi und KiKA. Redaktionell verantwortlich zeichnen bei KiKA Tina Debertin, Silke Haverkamp und Sebastian Debertin. Die Audiodeskriptionsfassung wird von Nicolai Produktion und der STL Leipzig GmbH umgesetzt. Die Sprecherin aller “Die Schlümpfe”-Folgen ist Annelie Leschke. “Wir arbeiten mit Untertiteln, Audiodeskription und Deutscher Gebärdensprache stetig an unseren Angeboten, um Zugänge für alle Kinder zu schaffen und um grundsätzlich Barrieren abzubauen. Die Qualität der KiKA-Angebote zeigt sich auf allen Ebenen, von unseren Inhalten bis hin zu den verschiedenen Sprachfassungen, die wir anbieten”, sagt KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk. Episoden der 1. und 2. Staffel “Die Schlümpfe” mit Untertiteln und Audiodeskription gibt es www.kika.de  und im KiKA-Player.

Karl-Sczuka-Förderpreis für “babblesnatch”
Der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst 2023 geht an Martin Brandlmayr (* 1971) für sein Hörstück “Interstitial Spaces” (SWR), Ursendung am 15. April 2023. Die Auszeichnung wird vom Südwestrundfunk (SWR) vergeben und ist mit einem Preisgeld von 12.500 Euro verbunden. Der Karl-Sczuka-Preis gilt als international wichtigste Auszeichnung für avancierte Werke der Radiokunst. Die Verleihung findet am 22. Oktober im Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2023 statt. Einen Mitschnitt und das Preisträgerstück sendet SWR2 am selben Abend.
Die Jury in ihrer Begründung: “Die experimentelle Komposition arbeitet mit den Zwischenräumen in den Tonspuren von Filmen, Fernsehwerbung, Studioaufnahmen und Fieldrecordings. Brandlmayr isoliert die Pausengeräusche, das Noch-Nicht und Nicht-Mehr im akustischen Material und rückt damit das scheinbar Nebensächliche in den Fokus der Aufmerksamkeit. In der minimalistischen Produktion ist jedes Hörsignal bedeutsam und gewinnt ästhetische Eigenqualität. Die komplexe Rhythmisierung, die akustisches Schlagzeug und elektronische Geräusche gleichwertig behandelt, eröffnet einen akustischen Raum, in dem die konventionellen Unterscheidungen von Information und Störsignal, von Qualität und Abfall permanent unterlaufen werden. Trotz der durchdachten Konzeption ist in diesem Stück nichts vorhersehbar, es ist gerade das Unerwartete, gelegentlich auch Überfordernde, das das Hören als eigenaktive ästhetische Tätigkeit definiert und neue Wege radiophoner Erfahrung aufzeigt.”
Den Förderpreis zum Karl-Sczuka-Preis erhält Leona Jones (* 1959) für ihr Hörstück “babblesnatch”. Das “Karl-Sczuka-Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut” geht in diesem Jahr an Katharina Zimmerhackl für ihr Hörstück “Soliloquy with Ape”.
Der Karl-Sczuka-Preis ist nach dem Hauskomponisten der SWF-Gründerjahre benannt und wurde erstmals 1955 vergeben.
www.SWR2.de/sczuka


Foto: © Odeon Fiction/Degeto Film GmbH

Am 20. Juni wurde beim 62. Festival de Télévision Monte-Carlo die internationale Thriller-Serie “Die Saat” (AT) mit gleich zwei “Goldenen Nymphen” ausgezeichnet: Die Koproduktion von Odeon Fiction, ARD Degeto und NRK erhielt sowohl den Preis für “Best Création” - den Jurypreis für die beste kreative Gesamtleistung - als auch den Publikumspreis “Prix Public Betaseries”. Die Auszeichnungen gehört zu den renommiertesten Preisen im internationalen Fernsehen. Und darum geht es bei “Die Saat”: Der deutsche Kommissar Max (Heino Ferch) und die norwegische Polizistin Thea (Ingrid Bolsø Berdal) machen sich in Spitzbergen auf die Suche nach Max’ verschwundenem Neffen Victor (Jonathan Berlin). Schon bald stellt sich heraus, dass sein Verschwinden mit der brisanten Übernahme eines Saatgut-Konzerns zusammenhängen könnte, über die in Brüssel kontrovers diskutiert wird. Thea und Max tauchen immer tiefer in ein Geflecht aus Intrigen und politischen Interessen, das nicht nur Victors, sondern auch ihr eigenes Leben in Gefahr bringt. “Die Saat” ist eine Koproduktion von Odeon Fiction, ARD Degeto und NRK in Zusammenarbeit mit REIN FILM, MIA Film und PolarX Film. Die Redaktion liegt bei Sebastian Lückel und Christoph Pellander für die ARD Degeto und bei Elisabeth Tangen für NRK. Produzentin ist Britta Meyermann.
Bild (von links): Richard Lamprecht (Producer), Regisseur Alexander Dierbach, Produzentin Britta Meyermann, Autor Christian Jeltsch und Darsteller Seumas Sargent.
www.degeto.de

Theaterpreis von Deutschlandfunk Kultur
und Berliner Morgenpost

Der Friedrich-Luft-Preis für die beste Theaterinszenierung der Spielzeit 2022/23 im Raum Berlin und Potsdam geht an die Inszenierung “Dschinns” am Maxim Gorki Theater Berlin. Regisseur Nurkan Erpulat hat die türkisch-deutsche Familiengeschichte aus dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir auf die Bühne gebracht.
In “Dschinns” treffen die Mitglieder der Familie von Hüseyin in Istanbul aufeinander. Der Familienvater ist kurz zuvor an einem Herzinfarkt gestorben: Alleine in seiner neuen Eigentumswohnung in Istanbul, in die er nach vielen mühsamen Jahren in Deutschland ziehen wollte. Klar ist, niemand will sie bewohnen. Bei der Beerdigung brechen alte Konflikte auf.
Die Verleihung findet am 1. Oktober im Anschluss an die “Dschinns”-Vorstellung im Maxim Gorki Theater statt.
www.deutschlandradio.de


Foto: © SWR/Patricia Neligan

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2023
in Stuttgart verliehen
Bei einer festlichen Veranstaltung, moderiert von Michael Steinbrecher, wurde heute am 30. Juni in Stuttgart der Deutsche Dokumentarfilmpreis in fünf Kategorien verliehen. Der mit 20.000 Euro dotierte, vom Südwestrundfunk (SWR) und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) gestiftete Hauptpreis wurde in diesem Jahr geteilt und geht je hälftig an die Filmregisseurin Lea Najjar für “Kash Kash - Without Feathers We Can't Live” sowie an Mila Teshaieva und Marcus Lenz für “When Spring Came to Bucha”.
Zum dritten Mal verliehen wurde der Ehrenpreis für das Lebenswerk, in diesem Jahr an Wim Wenders. Die Laudatio hielt Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff. Für einen dokumentarischen Film aus dem Bereich Musik wurde Lutz Pehnert für seinen Film “Bettina” der mit 5.000 Euro dotierte Musikpreis des SWR verliehen. Der Film “Nasim” von Arne Büttner und Ole Jacobs wird mit dem Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms - Europäisches Medienforum Stuttgart e.V., dotiert mit 3.000 Euro, ausgezeichnet. Der ebenfalls mit 3.000 Euro dotierte Publikumspreis der SWR Landesschau, gestiftet von der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) sowie der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), geht an “Generation Euromaidan” von Kristof Gerega.
Bild: Filmteam N.N., N.N., Lea Najjar (Buch &. Regie), Matthias Drescher (Produzent). www.deutscher-dokumentarfilmpreis.de