Foto: © ZDF/Rupert Larl
Alois Hotschnig wird neuer Mainzer
Stadtschreiber
Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig wird Mainzer
Stadtschreiber des Jahres 2023. Er ist der 38. Träger des von ZDF,
3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises.
Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller eine Dokumentation
nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die
Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die
Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für März 2023
geplant.
“Alois Hotschnig spricht zu unserer Zeit, in der Krieg und Hassreden
die Menschen verunsichern”, so Anne Reidt, Leiterin der
Hauptredaktion Kultur beim ZDF, zur Wahl von Alois Hotschnig. “Seine
Geschichten, die er so einfühlsam erzählt, drücken auch Hoffnungen
aus, die heute wieder viele bewegen. Wir freuen uns auf das
Stadtschreiberjahr mit Alois Hotschnig.”
Die Jury: “Alois Hotschnig erzählt in seinem vielfältigen Werk immer
wieder von Schicksalen, wie sie Krieg und Diktatur hervorbringen –
er bricht das Schweigen über die Geschichte heutiger Generationen in
Europa und spiegelt dabei die Konflikte und Sehnsüchte auch unserer
Zeit. Dabei setzt er in der deutschsprachigen Literatur einen
eigenen empathischen Ton und wirkt mit entschiedener Beharrlichkeit
dem Verschweigen, sowie Hassreden und Ausgrenzung entgegen.”
Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßt die Wahl des
österreichischen Autors: “Hotschnig ist der leise Erzähler, der
Existenzielles thematisiert und mit einem enormen Sprachwitz
aufwartet. Er skizziert das menschliche Dasein in seinen
vielfältigen, teils absurden Verstrickungen in sehr eigener
sprachlicher Komposition – und weckt damit die Neugier, ihm als
Leserin und Leser wiederholt zu begegnen. Ich freue mich sehr auf
dieses spannende neue Kapitel der Stadtschreiber-Erzählung, das wir
in Mainz mit Alois Hotschnig aufschlagen!”
Alois Hotschnig, 1959 in Kärnten geboren, war mit seinen frühen
Erzählungen und seinem Debutroman “Leonardos Hände” (1992)
Shootingstar der österreichischen Literaturszene. Sein Studium der
Germanistik und Anglistik an der Universität Innsbruck hatte er
abgebrochen, um zu schreiben. Sein Werk umfasst seither erzählende
Prosa, Gedichte, Theaterstücke und Hörspiele. Der Roman “Ludwigs
Zimmer” (2000) und die Erzählbände “Die Kinder beruhigte das nicht”
(2006) und “Im Sitzen läuft es sich besser davon” (2009) waren von
der Kritik hochgeschätzt. Zu den zahlreichen Auszeichnungen gehören
der Anna-Seghers-Preis der Berliner Akademie der Künste (1993), der
Erich-Fried Preis (2008) und gerade der Christine Lavant Preis 2022.
In seinem aktuellen Roman, “Der Silberfuchs meiner Mutter”, erzählt
er ein Frauenschicksal des 20. Jahrhunderts aus Sicht des Sohnes,
eine bittere und berührende Überlebensgeschichte der Nachkriegszeit,
und verwebt dabei poetisch Biografie und Fiktion.
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